Kleine Heimat meiner Mutter (Ма́лая Ро́дина моéй ма́мы)

Veröffentlicht am 11. Dezember 2023 um 22:41

Wenn ich daran denke, wie viel unvergleichlich Schönes ich in dieser kleinen Ortschaft bei Nowgorod (Но́вгород) in meiner Kindheit und Jugend erlebt habe, schlägt mein Herz vor lauter Aufregung und Freude schon mal schneller als gewöhnlich. Die langen glücklichen Sommer, die voller Abenteuer und Freiheit waren, die wundervollsten Silvester-Feiern in meinem Leben (Silvester feiert man in Russland größer als Weihnachten), das allerleckerste Essen, die Freundschaften, tanzen gehen, die ersten Dates… Alles so lebendig, so emotional, so echt… Vielleicht fühle ich mich deswegen ausgerechnet mit dieser Ecke der großen, weiten Welt am tiefsten verbunden, obwohl ich dort schon lange nicht mehr lebe.

 

  • Нóвый год - Neujahr (Silvester)

 

Das war einst der erste Dienstort meines Vaters, wo er, ein 21-jähriger Leutnant, ein 17-jähriges Mädchen kennenlernte – seine zukünftige Ehefrau, die zukünftige Mutter seiner Kinder. Auch heute noch erzählt mein Vater voller Begeisterung, wie einzigartig und besonders dieses Mädchen war.

 

Die Ortschaft ist also ein ehemaliges Garnisonstädchen, dessen Geschichte bis ins 16. Jahrhundert zurückgeht. Schon im Jahr 1817, in der Zarenzeit, war das eine kleine Militärsiedlung. Immer noch befinden sich in der alten Ortschaft einige historische Gebäude sowie ein altertümliches Grab eines Husaren. Heute ist es keine Garnisonstadt mehr.

 

Ab und zu, wenn meine Familie schon wieder den Wohnort wechseln musste und noch keine neue Wohnung hatte, kamen wir hierher, ich blieb bei meiner Tante und ging hier in die Schule. Zum ersten Mal passierte es am Ende meiner ersten Klasse, dann war ich in der 5. Klasse wieder hier, dann in der 8. und schließlich in der 11. - der letzten. Meinen Schulabschluss habe ich also auch hier gemacht.

 

Ganz besondere Veranstaltungen fanden hier in den früheren Zeiten am 9. Mai und dann Ende August, am Tag der Luftfahrt, statt. Tanzabende unter freiem Himmel, vor dem sogenannten Haus der Offiziere - dem Kulturzentrum des Städtchens - lösten bei uns, den Kindern und Jugendlichen, so viel Vorfreude und Aufregung aus, dass wir es immer kaum erwarten konnten. Wir bereiteten uns sorgfältig darauf vor, zogen unsere beste Kleidung an, machten uns schöne Frisuren. Dann ging es endlich los, und es schien uns, dass nicht nur die laute Musik, die bunten wandernden Lichter, das lebhafte Geplapper und das glückliche Lachen der tanzenden und feiernden Menschen, sondern auch echte Magie die Luft um uns herum erfüllte. Wir reden immer noch sehr gerne über die gute, alte Zeit und teilen unsere wunderschönen Erinnerungen miteinander.

 

Das alte Gebäude des Hauses der Offiziere steht nach wie vor in der Mitte des Städtchens, darin befinden sich aber heute nur ganz normale Geschäfte und draußen, vorne, sowie dem Gebäude schräg gegenüber gibt es nun einen kleinen Straßenmarkt.

 

Anfang April dieses Jahres (2023) kamen meine Mama und ich, leider nur für einen einzigen Tag, wieder hierher zu Besuch und erlebten wie immer die aufrichtigste Gastfreundschaft und Gutherzigkeit. Meine beiden Cousinen nahmen frei, mein Cousin, der schon lange bei Moskau wohnt, ist auch extra gekommen. Eine Freundin meiner Mutter und meiner Tante, die so gut wie zur Familie gehört, war ebenfalls da.

 

Eine der Töchter meiner jüngeren Cousine hatte an diesem Tag ihren Geburtstag. Ich hatte mir vorher ein bisschen Sorgen gemacht, dass ich genau an diesem wichtigen Tag komme und mich sozusagen in den Mittelpunkt stelle. Meine Mama und ich wurden aber so herzlich empfangen, dass ich meine Sorgen gleich vergaß und mich unglaublich wohlfühlte.

 

Wir alle haben viel geredet, ernste Dinge besprochen und gelacht. Es gab viel leckeres Essen, viele Geschenke. Es war wie immer äußerst aufrichtig, großzügig, höchst gutmütig… Diese Herzlichkeit, die liebe Großzügigkeit… So etwas bereitet mir in meinem Leben die allergrößte Freude.

 

Einige der Fotos konnte ich im April selbst machen. Die meisten wurden dieses Jahr von meiner Cousine Katja (Kа́тя) gemacht und noch ein paar habe ich von meiner Cousine Lena (Лéна) bekommen.

 

SILVESTER UND WEIHNACHTEN

Silvester ist eines der größten Feste in Russland. Weihnachten feiern wir am 7. Januar, unser Heiligabend ist also am 06.01.

 

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