Einzigartiger kleiner Kurort in Transbaikalien (Уника́льное куро́ртное местéчко в Забайка́лье)

Veröffentlicht am 22. Januar 2024 um 15:57

Ich habe Ihnen einmal versprochen, dass ich mehr dazu schreiben werde, wie unser Staat meinen beiden Eltern ermöglicht, jedes Jahr eine Kur zu machen. Jetzt möchte ich mein Versprechen gerne erfüllen.

 

Gemäß dem relativ hohen Dienstgrad, mit dem mein Vater schon vor vielen Jahren seinen Militärdienst bei der Luftwaffe beendete, hat er Anspruch auf eine jährliche Kur an einem der Kurorte Russlands. Bezahlen muss er nur ein Viertel des Preises, in dem Unterkunft, die ganze Behandlung mit einer Reihe an gesundheitsfördernden Prozeduren sowie Verpflegung eingeschlossen sind.

 

Meine Mama als seine Ehefrau muss eine Hälfte bezahlen. Die Reisekosten, egal wie weit entfernt die Kur ist, übernimmt der Staat zu 100 Prozent.

 

  • куро́рт – Kur, Kurort (das Wort ist interessanterweise aus der deutschen Sprache in die russische gekommen)

 

Im letzten Jahr (2023) war meine Mama in einem Kurort bei Tula (Ту́ла), nicht weit weg von Moskau. Mein Papa machte eine Kur in einer kleinen Ortschaft bei Tschita (Чита́), in seiner Heimatgegend im Südosten des Landes, Tausende Kilometer entfernt von der Hauptstadt. Die Kur befindet sich am Fluss namens Molokowka (Молоко́вка) und trägt den gleichen Namen.

 

Das ist kein schicker Kurort. Im Sinne, dass beispielsweise die Zimmer nur ein Waschbecken drinnen haben. Der Duschraum und die Toiletten befinden sich auf der Etage, was meiner Mutter bestimmt nicht gefallen würde. Dem Freund meines Vaters, der da in der Nähe wohnt, missfiel das ebenfalls. Mein Papa aber, der weniger anspruchsvoll ist, hatte überhaupt kein Problem damit. Die Zimmer sowie das ganze Kurhaus sind zwar relativ einfach (im Vergleich zu anderen Kurhäusern), aber sehr sauber, frisch gestrichen und mit allem, was Kurgäste brauchen, eingerichtet. Auf der Etage gibt es übrigens sogar einen Raum mit Bügelbrettern und Bügeleisen sowie einen Trinkwasserspender mit heißem und kaltem Wasser.

 

Mein Vater teilte sein Zimmer mit einem anderen Kurgast, der dort regelmäßig seinen Urlaub verbringt - einem jüngeren, hilfsbereiten, sehr netten Mann. Sie hatten sogar einen Balkon mit einem bezaubernden Blick auf die schöne Natur. Vor dem Kurhaus kann man an verschiedenen Übungsgeräten jederzeit Sport treiben. Die zahlreichen Fotos und Videos, die mein Vater gemacht hat, zeigen ausgezeichnet das ganze Bild.

 

Was macht denn diese Kur so einzigartig? Erstens die paradiesische Natur. Unser Klassiker, Anton Pawlowitsch Tschechow (Анто́н Па́влович Чéхов), der sowohl unser riesengroßes Land als auch Westeuropa bereiste, schrieb einst, dass Transbaikalien eine Mischung von allem ist, wo er alles, was er wollte, finden konnte – den Kaukasus, die Don-Steppe, Finnland, die Schweiz, das Poltawa-Gouvernement. «Hinter dem Baikal beginnt die sibirische Poesie».

 

Also allein die Natur in Molokowka kann die Gesundheit der Kurgäste positiv beeinflussen. Das ist aber selbstredend nicht das Einzige, was die Kur anbietet. Eine der einzigartigen Prozeduren ist die mit dem sogenannten Radonwasser, dessen chemische Zusammensetzung ebenfalls sehr wohltuend auf den Körper wirkt. Eine der weiteren Behandlungen, die mein Vater unter anderem genießen konnte, wird mithilfe des Heilschlamms aus dem heilkräftigen See Ugdan (Угда́н) durchgeführt.

 

Des Weiteren kann die Gesundheit in Molokowka durch verschiedene physio- und reflexotherapeutische Behandlungen gefördert werden. Der Mitbewohner meines Vaters hat zum Beispiel Akupunktur ausprobiert. Meinem Vater wäre das aber viel zu viel gewesen, ihm reichten die Radonbäder, die Schlammumschläge und Physiotherapie aus.

 

Außerdem können sich die Kurgäste in Molokowka mit verschiedenen Tieren unterhalten – mit süßen Katzen und Kätzchen, die dort leben, mit den agilen Eichhörnchen und mit Vögeln, einige von denen man aus der Hand füttern kann. Oder gelang das nur dem netten Mietbewohner meines Vaters? Das weiß ich ja nicht.

 

  • бéлка - Eichhörnchen

 

Während seines Aufenthalts in dem schönen Kurort hatte mein Vater Besuch seiner Neffen (meiner Cousins väterlicherseits) und der Frau und Tochter von einem von ihnen, die nicht weit entfernt wohnen. Nach der Kur hatte mein Vater noch etwas Zeit und besuchte einige kleine Städtchen und ein Dorf, wo seine zahlreichen weiteren Verwandten und Freunde leben. Darüber habe ich schon in einem meiner früheren Beiträge berichtet.

 

INFO:

Molokowka liegt 14 Kilometer südöstlich von Tschita entfernt, auf einer Höhe von 820 Metern über dem Meeresspiegel.

 

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